Die Erfolgsautorin Ildikó von Kürthy ist auf den Hund gekommen. Ihre ersten Schritte beim Dogdancing mit "Hilde" schildert Sie hier!

Ildikó von Kürthy und ihre ersten Schritte beim Dogdancing

Ildikó von Kürthy ist freie Journalistin und lebt in Hamburg. Ihre Bestseller wurden mehr als fünf Millionen Mal gekauft und in 21 Sprachen übersetzt. Die aktuelle Veröffentlichung „Hilde“ ist ein ehrliches und rührendes Buch für alle, die ursprünglich nie so werden wollten wie die anderen „verrückten“ Hundebesitzer.

Während Hilde von meinem Schoß aus die Straße überwacht, blättere ich in Hunde-Büchern, Hunde-Zeitschriften und Hunde-Reisekatalogen. Ich bin wild entschlossen, die Bindung zwischen Hilde und mir zu festigen, und werde nächsten Monat bei den „Hundstagen“ auf Sylt mitmachen. Eine Woche lang werden dort Theorieseminare und praktische Kurse zu den verschiedensten Themen angeboten. Als Mensch, der die körperliche Bewegung wieder mehr in sein Leben integrieren möchte, habe ich mich unter anderem natürlich für „Fitness-Gassi“ und „Dogdancing“ angemeldet. Es wird Zeit für Sport. Schluss mit den Ausreden – auch auf Hilde kann ich mich in Zukunft nicht mehr berufen. „Mein Welpe hat sehr weiche und ich habe sehr schwere Knochen“, hatte ich ständig ungefragt erklärt, wenn ich mich mal wieder auf einem meiner sehr kurzen, gemächlichen Spaziergänge an der Alster befand, bei denen Hilde und ich regelmäßig von walkenden Seniorengruppen überholt wurden, kurzbeinigen, pralinenförmigen Dackeln sowie Kleinkindern, die ihre ersten Gehversuche machten. Hilde und ich kommen jetzt langsam in ein Alter, in dem unsere Knochen und Gelenke deutlich größeren Herausforderungen gewachsen sind. Auf Sylt würden wir gemeinsam in Bestform kommen…

Hilde ist ein Naturtalent! Besonders die Position des Dieners scheint ihr im Blut zu liegen. Aber beeindruckend ist auch, wie sie sich elegant und willig zwischen meinen Beinen hindurchschlängelt und schließlich mit einem fast fehlerfrei ausgeführten Rückwärtsslalom hinter mir zum Stehen kommt. Ich weiß nicht, ob es an meiner überragenden Führungsfähigkeit liegt oder an den Leckerchen, mit denen ich mir zu Beginn der Dogdancing-Stunde die Taschen vollgestopft habe, aber Hilde und ich machen eine ausgesprochen gute Figur. Wir befinden uns bei ergiebigem Dauerregen auf dem Wenningstedter Campingplatz, angeleitet von Trainerin Rita. Ihre selbstgemachten Leckerchen hat sie freizügig an die vier Teilnehmerinnen verteilt und dann die Grundregeln des Tanzens mit Hund erläutert: „Dogdancing ist ein wunderbarer Sport. Stört bitte die Konzentration eures Hundes während des Tanzes nicht durch Streicheln und Lob. Euer Hund sollte euch ständig anschauen. Nur was er im Blick hat, hat er auch im Kopf. Schön wäre natürlich, wenn die Choreographie harmonisch aussähe und ihr euch bei den Musiktiteln eher am Massengeschmack orientieren würdet. Ich sag mal, mit Death Metal hat noch keiner ein Turnier gewonnen.“

Eine halbe Stunde später bewegt sich die Gruppe zu „We built this City on Rock and Roll“ über den Campingplatz, und alle Besitzer versuchen, ihre Hunde dazu zu bewegen, im Zickzack durch die schrittweise hocherhobenen Beine zu laufen. Schwer zu glauben, dass aus diesen grotesken Verrenkungen jemals elegant fließende, ja womöglich preiswürdige Choreographien werden sollen. Ich schicke mehrere Stoßgebete in den hoffentlich drohnenfreien Himmel. Wenn du mit so was einmal bei YouTube landest, hast du mehr Klicks, als dir lieb sind, und einen für immer beschädigten Ruf … Hilde zeigt sich weiter rührend motiviert, sieht allerdings ziemlich ramponiert aus, weil ihr das zunehmend nasse Fell in die Augen und in tropfenden Zotteln vom Leib hängt. Es gibt ja Leute, die sehen auch mit nassem Haar super aus, Bo Derek zum Beispiel. Aber Hilde und ich, wir gehören nicht zu denen.

Ein energiegeladener Welshterrier bringt schließlich die gesamte Gruppe durcheinander, als er sich zu „Puttin’ on the Ritz“, einem zu Recht vergessenen Song, auf einen heranhoppelnden Hasen stürzt. Ich meine, ganz ehrlich: Wie blöd kann man aber auch als Hase sein, freiwillig zu einer Dogdancing-Veranstaltung zu gehen? Das Löffelohr kann zum Glück entkommen, aber mit der Konzentration der Tanztruppe ist es jetzt nicht mehr weit her. Sowieso ist es hier auf Sylt nicht leicht für Hunde, bei der Sache zu bleiben. Denn nahezu jeder Zentimeter der Insel, abgesehen von den Stränden, ist voller Hasenköttel, Hildes neuer Lieblingsspeise. Der freundliche Mann vom Schleppleinentraining heute Morgen erzählte mir von einem Hundesportturnier, das letztes Jahr auf der Insel stattgefunden hat. Das Herrchen des Favoriten, eines durchtrainierten Beagles namens Lupo, hatte sich die Mühe gemacht, am Abend vor dem Turnier den gesamten Platz mühevoll mit Kehrblech, Handfeger und einer Kohlenzange von den Hasenkötteln zu befreien. Nichts sollte Lupos Konzentration auf den Sieg stören. Am nächsten Morgen war der Turnierplatz wieder komplett vollgeköttelt gewesen, und Lupo hatte sich mit einem dritten Platz begnügen müssen.

Ich finde, dafür, dass wir beide Anfänger sind, haben Hilde und ich die Hundstage auf Sylt bravourös gemeistert!

Gekürzte Leseprobe aus Ildikó von Kürthy „Hilde – Mein neues Leben als Frauchen“, mit freundlicher Genehmigung vom Rowohlt Verlag.

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