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Die Norwegische Waldkatze

Durch skandinavische Märchen schlichen sich muntere „Trollkatzen“ in die Herzen der Menschen. Ob als wilder Freigeist oder zahme Naturschönheit – die Norsk Skogkatt vereint das Beste beider Welten.

Mit wachem Blick, üppigem Pelz und beeindruckender Statur streifen die koboldartigen Katzen seit Jahrhunderten frei durch die Wälder ihrer nordischen Heimat. Inzwischen haben die Norwegischen Nationalkatzen ihr Revier weltweit bis in unsere Wohnzimmer ausgedehnt. Denn obwohl die schönen
Wilden zu den ursprünglichsten Katzenrassen gehören, schätzen sie menschliche Gesellschaft. Eine Liebe, die auf Gegenseitigkeit beruht. Als die langhaarigen Exemplare einheimischer Katzen aufgrund rezessiver (zurücktretender) Vererbung immer weniger wurden, starteten die Mitglieder des Norske Rasekattklubbers Riksforbund Anfang der Siebzigerjahre einen Aufruf an alle Halter von Vierbeinern des Waldkatzen-Typus, sich zwecks Aufbaus eines Zuchtprogramms zu melden. So stieß man unter anderem auf das Ehepaar Else und Egil Nylund, in deren Besitz sich ein imposanter Kater namens Pans Truls befand – er gilt
als Stammvater aller heutigen Norwegischen Waldkatzen. Die ersten Zuchttiere, der lange ohne menschlichen Einfluss entstandenen Naturkatzenrasse, wurden 1975 von der Fédération Internationale Féline registriert. Mit der offiziellen Anerkennung durften Norwegische Waldkatzen ab der vierten Generation exportiert werden und sind seither auch in vielen Teilen Europas und Amerikas anzutreffen.
Die wildtierartige Optik macht eine Besonderheit der neben Ragdoll und Maine-Coon zu den größten Hauskatzen gehörenden Vierbeiner aus. Ob Norweger ihr ausgeprägtes, halblanges Haarkleid der Kreuzung mit Perserkatzen oder einer klimabedingten Gen-Anpassung verdanken, ist bis heute unklar. Mit ihrem mehrlagigen Fell aus wasserabweisendem Deckhaar samt feinen Grannenhaaren und einer dichten Unterwolle, trotzen sie Niederschlag und Minustemperaturen. Typisch für alle Waldkatzen sind ihre
sogenannten „Schneeschuhe“, bei denen es sich um kleine Fellbüschel zwischen den Pfotenballen handelt.

Eine starke Katzenschulter zum Anlehnen

Luchsartige Haarpinsel an den Ohren, lange Schnurrhaare, die prächtige Halskrause, Knickerbocker-Hosen an den Beinen und ein buschiger Schwanz sorgen für einen eindrucksvollen Auftritt. In den ländlichen Regionen Norwegens tragen die domestizierten Waldkatzen überwiegend ein getigertes Fellmuster. An den felsigen Küsten sieht man häufiger schwarze Varianten. Generell sind Norweger in den meisten typischen Farbschlägen (außer Point-Abzeichen, Chocolate, Lilac, Cinnamon und Fawn) mit oder ohne Weißanteil zugelassen. Die ebenfalls anerkannte, zimtähnliche Fellfarbe Amber gibt es ausschließlich bei dieser Katzenrasse. Grundsätzlich gelten Norwegische Waldkatzen erst ab einem Alter zwischen drei bis vier Jahren als vollständig entwickelt und ausgewachsen. An gesundheitlichen Beschwerden leiden die Vierbeiner dank ihres großen Genpools äußerst selten. In der altnordischen Mythologie zogen zwei imposante Katzen sogar den Wagen der Fruchtbarkeitsgöttin Freya.

Ihre Robustheit verdanken die kräftigen Katzen dem rauen Klima ihrer nordeuropäischen Heimat. Die muskulösen Tiere haben eine enorme Sprungkraft und sind ausgezeichnete Kletterer mit starken Krallen – ein geeigneter Kratzbaum muss dieser Herausforderung standhalten. Auch der Jagdinstinkt ist bei den ursprünglichen Waldläufern noch gut ausgeprägt, wobei die anhänglichen Vierbeiner nicht übermäßig streunen. Zwar lieben es Norweger bei Wind und Wetter im Freien zu sein, doch auch als reine Hauskatzen
können sie zufrieden leben – wenn die Grundvoraussetzungen stimmen. Dazu gehört zum Beispiel unbedingt mindestens ein Artgenosse für den sozialen Austausch. Eine enge Bindung entwickeln die geduldigen Tiere auch zu ihren Menschen. Dann sind die zauberhaften „Trollkatzen“ bis ins hohe Alter lernbereit und verspielt. Bei aller Geselligkeit ist die Norsk Skogkatt selbstständig, unaufdringlich und kaum aus der Ruhe zu bringen. Eben typisch skandinavisch!

Rassemerkmale

Bezeichnung: Norwegian Forest Cat (NFO)
Standard: Fédération Internationale Féline (FIFe)
Ursprungsland: Norwegen
Typ: Halblanghaarkatze
Schulterhöhe: 40-45 cm
Gewicht: Katze 3,5-7 kg, Kater 5-9,5 kg


Skandinavische Lebensart

INTERVIEW mit Züchterin Jana-Marie Michelhans

Züchterin Norwegischer Waldkatzen Jana-Marie MichelhansIm niedersächsischen Bergland genießen die Norwegischen Waldkatzen „von Goetheburg“ optimale Bedingungen. Züchterin Jana-Marie Michelhans gibt den imposanten Vierbeinern der ursprünglichen Naturrasse genügend Raum für Abenteuer und Anhänglichkeit.

Wie lebt es sich in der Gesellschaft von „Trollkatzen“?
Unsere Waldtrolle machen ihrem Spitznamen alle Ehre. Sie sind einfallsreich, beobachten gerne und entdecken dabei Dinge, die dem menschlichen Auge teilweise verborgen bleiben. Trotz ihrer Größe und ihres Gewichts bewegen sich Norweger mühelos und lautlos. Man bemerkt die geschickten Akrobaten nur, wenn sie es möchten – dann können sie sehr beharrlich und deutlich sein. Dank ihres sozialen Wesens schätzt die Norwegian Forest Cat (kurz NFO) menschliche Nähe. Ein gemütlicher Abend ohne unsere Vierbeiner ist nahezu unmöglich. Wir teilen unser Haus derzeit mit zwei Katern und drei Katzen: Pablo Picasso (3) stammt aus einer Zucht in Nordrhein-Westfalen und verbringt gerne Zeit mit den Kitten, die auf ihm herumtollen dürfen. Cox malus (9 Monate) ist aus unserer eigenen Zucht und genießt das Leben als charmanter Teenager. Júlia (2) kommt aus Dänemark und weiß, was sie will – zum Beispiel Vögel im Garten beobachten. Quisbee (1) stammt aus der Nähe von Hamburg und ist eine begeisterte Wasserkatze – sie schwimmt regelmäßig in unserem Teich. Callicarpa (9 Monate) ist ebenfalls aus unserer Zucht. Sie strotzt vor Selbstbewusstsein und fordert alle zum Spielen auf.

Wann haben Sie Ihre private Hobbyzucht „von Goetheburg“ gegründet?
Der Entschluss fiel 2015. Auslöser waren unsere ersten beiden Norweger Daria und Drucilla mit ihrem besonderen Wesen. Plötzlich hatten wir anhängliche, neugierige, verspielte und pflegeleichte Mitbewohner, was wir von unseren vorherigen „Bauernhofkatzen“ in dieser intensiven Form nicht kannten. Ein großer Vorteil von Rassekatzen ist, dass man ungefähr ihren Charakter abschätzen kann. Bevor wir aktiv in die Zucht einstiegen, besuchten wir unterschiedliche Seminare und nahmen Kontakt zu erfahrenen Katzenzüchtern auf, um uns das nötige Fachwissen anzueignen. Den ersten Nachwuchs „von Goetheburg“ durften wir 2017 begrüßen. Für diesen Herbst planen wir einen Wurf von unserer Quisbee. Norwegische Waldkatzen benötigen für ihre Entwicklung viel Zeit. Aus diesem Grund profitieren Kitten sehr davon, wenn sie mindestens bis zur 16. Woche bei ihrer Mutter und den Geschwistern bleiben. Durch ihre Gutmütigkeit und ihren ausgeprägten Spieltrieb kommen die „Trollkatzen“ ebenso mit Kindern wie mit Erwachsenen zurecht. Allgemein ist der Norweger allen Familienmitgliedern gegenüber aufgeschlossen, doch im Laufe der Zeit wird er einen Menschen wählen, zu dem er ein besonders inniges Verhältnis aufbaut. Da die Skandinavier sehr sozial sind, sollten sie immer mit Artgenossen gehalten werden. Grundsätzlich verstehen sich die Katzen auch mit Hunden, benötigen aber stets Bereiche, in die sie sich ungestört zurückziehen können.

Norwegische Waldkatze aus der Zucht "von Goetheburg"Wie anspruchsvoll ist die Beschäftigung und Pflege der Norweger?
Katzen dieser Rasse sind sehr intelligent und eignen sich hervorragend für das Clicker-Training. Auch Jagdspiele mit der Angel oder kleinen Filzbällen sind beliebt, wobei letztere gerne apportiert werden. Unsere Tiere haben eine größtenteils selbstgebaute Kletterlandschaft im Haus, die sie häufig nutzen. Auch den Garten haben wir katzensicher eingezäunt und abwechslungsreich gestaltet. Waldkatzen sind kleine Abenteurer und möchten immer etwas erleben. Kuscheln und Kämmen nimmt ebenso Zeit in Anspruch. Norweger haben eine spezielle Fellstruktur aus langem, wasserabweisendem Deckhaar sowie einer dichten Unterwolle. Um die natürliche Beschaffenheit nicht zu zerstören, sollten die Katzen mit einem Entwirrungskamm und einer Wildschweinborstenbürste regelmäßig gepflegt werden. Besonders während des Fellwechsels ist diese Unterstützung sinnvoll, um Verfilzungen zu vermeiden, die Hautentzündungen verursachen können.

Warum haben Sie sich für das BARFen Ihrer Katzen entschieden?
Weil ich bei der Verwendung von Fertigfutter immer wieder Unverträglichkeiten feststellen musste. Eine hohe Qualität ist für uns die wichtigste Basis. Außerdem achte ich auf eine abwechslungsreiche Ernährung mit unterschiedlichen Fleischsorten, Innereien und ausreichender Supplementierung. Zu diesem Zweck füttern wir unsere hauseigene „Soße von Goetheburg“. Eine selbstgemachte Kreation aus diversen Supplementen, Gemüsesorten, Innereien sowie Wasser oder Knochenbrühe. Das Fleisch lassen wir ca. drei Tage lang mit der Soße ziehen. Dadurch haben wir eine sehr hohe Akzeptanz der Mahlzeiten bei den Katzen, eine zusätzliche Flüssigkeitsversorgung unserer Vierbeiner und für uns eine vollwertige, naturgesunde BARF Methode mit verhältnismäßig geringem Zubereitungsaufwand.

TEXT & INTERVIEW Stefanie Ohl | FOTOS Jana-Marie Michelhans

 

WEITERE INFOS
www.von-goetheburg.de

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