In den 1960er Jahren verpaarte die Amerikanerin Jean Mill eine asiatische Leopardkatze und einen schwarzen Hauskater. Der getupfte und gezähmte Nachwuchs dieser exotischen Verbindung legte den Grundstein für eine besondere Rasse, zur deren Entwicklung die Züchterin mit ihren „Millwood Bengals“ maßgeblich beitrug. Auch die Forschung zeigte um 1970 ihr Interesse an den Hybriden. Wissenschaftler fanden heraus, dass die Asian Leopard Cat (ALC) eine naturgegebene Immunität gegen Feline Leukämie besitzt und versuchten diese Eigenschaft durch Kreuzungen mit Hauskatzen an die nächsten Generationen weiterzugeben. Was medizinisch leider ohne Erfolg blieb, änderte nichts am gesellschaftlichen Aufstieg der menschenfreundlichen Katzen im Raubtier-Gewand.
Während die „Stubenleos“ den urbanen Lebensraum erobern, bevölkern ihre wilden Verwandten tropische Wälder bis hin zu den Vorbergen des Himalayas. Dort leben asiatische Leopardkatzen scheu und zurückgezogen – über Jahrhunderte wurden sie aufgrund ihres prächtigen Fells von den Menschen gejagt. In südlichen Regionen ist die Grundfarbe der freilebenden Bengalen gelblich-braun und im Norden silber-grau. Perfekt an ihre Umgebung angepasst, sind die großen und athletischen Katzen meistens während der Nacht auf der Suche nach Vögeln, Mäusen, Reptilien oder Fischen. Im Gegensatz zu ihren zahmen Artgenossen spielen die Beutegreifer nicht mit ihrer Nahrung, sondern töten diese durch einen schnellen Schlag und Biss. In ihrem Lebensraum zeigen die Raubkatzen außerdem ein ausgeprägtes Revierverhalten.
Aus dem Dschungel bis nach Deutschland
Die in Deutschland früher auch als Leopardette bezeichnete Bengalkatze wird inzwischen nur noch reinerbig gezüchtet. Zu Beginn wurden auch Rassen wie die Ägyptische Mau, Abessinier, Orientalisch Kurzhaar oder American Shorthair eingekreuzt. Seit 1983 können Bengal Cats bei der International Cat Association in den USA registriert werden. Der erste offizielle Zuchtstandard wurde von der TICA 1986 veröffentlicht. 1999 erkannte schließlich auch der Dachverband FIFé (Fédération Internationale Féline) die Bengalkatze als eigene Rasse an. Durch ihr wildtierartiges Aussehen heben sich die Vierbeiner auf den ersten Blick von anderen Hauskatzen ab, erweisen sich aber bei näherem Kennenlernen als ebenso freundliche und aufgeschlossene Mitbewohner.
Von Kopf bis Pfote besonders – mit Glitter in den Fellspitzen und den Genen wilder Verwandter
Aufgrund ihres anhänglichen und interessierten Wesens erinnern Bengalen teilweise an Hunde, die ihren Menschen als unternehmungslustiger Begleiter folgen. Sogar das Apportieren von Spielzeug gehört zum Repertoire der „Stubenleos“. Im Gegensatz zu den meisten Artgenossen plantschen sie auch gerne im Wasser. Bengalkatzen bleiben bis ins hohe Alter verspielt und lernfreudig. Tolle Klettermöglichkeiten und Geschicklichkeitsübungen stehen bei den sprungstarken Vierbeinern hoch im Kurs. Ebenso die Gesellschaft von Gleichgesinnten zum gemeinsamen Toben und Kuscheln. Die lebhaften Leos teilen ihre Laune auch akustisch mit und sind allgemein eher selbstbewusst. Als Halter sollte man seinen Schützlingen viel Aufmerksamkeit schenken und für ausreichend Beschäftigung sorgen. Bei Unterforderung können die intelligenten Tiere verhaltensauffällig werden.
Vierbeinige Athleten mit Special Effect
Grundsätzlich sind die schlanken und sportlichen Katzen relativ robust. Genetische Erkrankungen (z. B. an Herz oder Niere) können dank verantwortungsvoller Züchter nahezu ausgeschlossen werden. Auch der Pflegeaufwand ist überschaubar. Das seidige Fell muss nicht zwingend gebürstet werden, um zu strahlen. Goldene Pigmente an den Enden Artgenosder Haarspitzen sorgen für den als „Glitter“ bekannten, typischen Effekt. Der spektakuläre Schimmer gilt als Erbe des Katers „Millwood Tory of Delhi“, den Jean Mill während einer ihrer Reisen in einem indischen Zoo entdeckte. Die Entstehung der heutigen Rasse gleicht einer Geschichte aus dem „Dschungelbuch“ und „Tausendundeine Nacht“. Die Bengal ist ein Katzentraum zum Anfassen!
Rassemerkmale
Zuchtstandard: FIFé, TICA u. a.
Ursprungsland: USA
Typ: Kurzhaarkatze
Anerkannte Farben: schwarz (brown, seal, snow) bei FIFé; schwarz mit silber (brown, seal, brown silver, seal silver) bei TICA
Erlaubte Fellzeichnung: marbled und spotted/rosetted
Schulterhöhe: bis 40 cm
Gewicht: Kater ca. 5,5 kg, Katze ca. 4 kg
INTERVIEW – Steffi Friedrichs
Wildes Wohnzimmer
Im südlichen Niedersachsen sind die Leoparden los: Steffie, Rainer & Fabio Friedrichs teilen ihr Zuhause mit beeindruckenden Bengalkatzen. Hier schlummert die Wildheit friedlich auf dem Sofa.
Was begeistert Sie an Ihren „Stubenleos“?
Grundsätzlich fasziniert mich die Anmut, gepaart mit dem wilden Aussehen und einem besonderen Charakter. Bei den „Leoparden fürs Wohnzimmer“ gibt es jeden Tag etwas, worüber man staunen kann. Ich schmuse und spiele gerne mit unseren Vierbeinern, lasse ihnen aber auch so viel Freiraum, wie sie brauchen. Aktuell leben wir mit fünf Bengalen zusammen: Kater NoLimit (2) sticht durch seine eindrucksvolle Erscheinung heraus, Jungletabby Especially (2) ist extrem schlau und SugarBabe (1) sehr selbstbewusst. Die Cattery ergänzen unsere Nachwuchssternchen Cayenne (1) und Covergirl (1). Vor 15 Jahren zog unser erster Bengalkater Thao ein und es entstand der Wunsch nach einer eigenen Zucht, die wir mit der Cattery of Dressycats betreiben. Allgemein sehen wir uns nicht als kommerziell ehrgeizige Züchter, sondern als Liebhaber dieser wunderbaren Rasse. Zum Beispiel ist das häufig angegebene Zuchtziel „gesund und charakterfest“ für mich kein Ziel, sondern eine Voraussetzung. Wenn wir kleine „Stubenleos“ abgeben, dann kerngesund und gut sozialisiert. Dank genetischer Vorsorge, jährlichen Gesundheitstests und einer sorgsamen Aufzucht bei uns im Wohnzimmer.
Wie funktioniert eine gute Sozialisierung?
Da sich Kitten viel vom Verhalten abschauen, ist es wichtig bei den Elterntieren nicht nur auf eine einwandfreie Gesundheit und schöne Optik zu achten, sondern auch auf einen guten Charakter. Bei uns lebt auch der Zuchtkater mit im Haus, worauf wir großen Wert legen. Es gibt nichts Schlimmeres, als von Artgenossen getrennt oder in einem Gehege sein Dasein zu fristen. Unsere kleinen Bengalen wachsen liebevoll und behütet mit regem Kontakt zu Menschen auf. Wenn wir die Kitten persönlich zu ihren neuen Familien bringen, vergewissern wir uns, wie unsere Lieblinge in Zukunft leben. Obwohl die Bengal eine überaus selbstständige Katze ist, fordert sie viel Aufmerksamkeit von ihrem Halter. Es ist wichtig, die noch erkennbaren Verhaltensmuster der ursprünglich eingekreuzten Wildkatze nicht zu unterschätzen. Gerade im ersten Jahr sollte man den Vierbeiner nicht aus den Augen lassen und ihm klar mitteilen, wenn etwas nicht erwünscht ist. Sobald Bengalkatzen einem Menschen vertrauen, sind sie sehr anhänglich und haben von sanftem Gurren über eifriges Miauen viel zu erzählen. Eine enorme Sprungkraft und die Liebe zum Wasser zeichnen sie ebenfalls aus.
Welche Fellzeichnung gefällt Ihnen am besten?
Ich bin ein Fan der Farbgebung „black spotted tabby“. Wir züchten Bengalen mit exklusiver rosetted und marbled Zeichnung. Das bedeutet eine leuchtend goldene bis cognac-braune Grundfarbe, einen weißen Bauch, viel Glitter in den Fellspitzen und ausgeprägte Kontraste der zweifarbigen Rosetten. Unsere Katzen haben keinen grauen Einschlag und die Fellqualität ist extrem kurz und besonders seidig – dies ist schon vielen Richtern aufgefallen. Typisch für unsere „Dressycats“ sind außerdem wild aussehende Gesichter mit kleinen, abgerundeten Ohren sowie kräftige, kurze Schwänze. Es gibt genetische Gesundheitsrisiken, die vor einem Zuchteinsatz unbedingt zu prüfen sind. Zum Beispiel die Herzerkrankung HCM, die Nierenerkrankung PKD, die Stoffwechselkrankheit PKdef und die Augenkrankheit PRA. Ebenso auf FIV (Katzenaids) und FeLv (Feline Leukämie) sollte wie bei jeder anderen Katzenrasse getestet werden. Auch wenn Forscher in den 70er Jahren herausfanden, dass viele Wildkatzen eine natürliche Immunität gegen Feline Leukämie besitzen, sind Hybriden wie die Bengal leider nicht – wie teilweise behauptet wird – immun gegen die ansteckende Krankheit.
Ihre persönlichen Grundsätze für die Katzenhaltung:
Ebenso artgerecht wie die Ernährung – bei uns gibt es hauptsächlich BARF – sollten möglichst auch die weiteren Lebensumstände sein. Ich finde es wichtig, nur bei seriösen Züchtern zu kaufen, die den Elterntieren ein gutes Umfeld bieten. Jeder Katzenverein hat andere Haltungsrichtlinien, daher sollte man sich als Interessent erkundigen, in welchem Verein ein Züchter aktiv ist. Auf der dazugehörigen Internetseite kann man sich über die jeweiligen Richtlinien zu den Haltungsbedingungen informieren. Einige Vereine schauen sich die Zuchtstätten regelmäßig persönlich an. Ein gutes Beispiel sind die Katzenfreunde Norddeutschland.
WEITERE INFOS
www.dressycats.de
www.kfndev.de