Getreide in der Hundeernährung – gut oder schlecht?
Futtermittelallergien und Unverträglichkeiten bei unseren Hunden führen zu Juckreiz, Ohrenentzündungen, Blähungen und häufigen Durchfällen. Im Fokus als Auslöser dieser steht oft der sogenannte Weizenkleber, das Gluten. Eine vererbbare Gluten-Unverträglichkeit ist bis heute jedoch wissenschaftlich nur beim Irish Setter nachgewiesen. Für andere Rassen wie den Boxer, Magyar Viszla und verschiedene Terrier Rassen wird eine echte Gluten Allergie bislang nur vermutet.
Getreide: Ein wertvoller Bestandteil der Hundeernährung?
Aus diesen wenigen bestätigten Fällen einer vererbbaren Gluten Unverträglichkeit ist eine regelrechte Getreide Hysterie geworden – und dies nicht nur beim Menschen. Auch für den Hund heißt es immer häufiger: kein Getreide bitte! Auf einmal ist jeder zweite Hund Getreide-Allergiker oder kann es nur in seltenen Fällen vertragen. Dies führt dazu, dass unsere Vierbeiner immer häufiger getreidefrei ernährt werden. Aber ist dies wirklich pauschal bei jedem Hund notwendig? Getreide kann nämlich je nach Sorte und Zubereitung ein sehr wertvoller Bestandteil in der Hundeernährung sein und auch gibt es viele glutenfreie (Pseudo-)Getreidesorten, die gerne in den Napf dürfen.
Vom Wolf zum Hund: Hat sich die Verdauung weiterentwickelt?
Wissenschaftlich bestätigt hat dies die sogenannte "Axelsson Studie" der Universität Uppsala, Schweden. In dieser wissenschaftlichen Arbeit von 2013 wurde das Genmaterial von Wolf und Hund miteinander verglichen. Mit erstaunlichem Resultat. So hat sich unserer heutiger Haushund nicht nur äußerlich eindeutig vom Wolf abgesetzt, sondern sich auch bezüglich seiner Gene und seiner Verdauung verändert. Aufgrund der Domestizierung des Hundes und seines engen Zusammenlebens mit dem Menschen scheint es, als hätte sein Gengut sich zugunsten dieser "Lebensgemeinschaft" angepasst. Und dies betrifft auch seine Ernährung.
Somit ist der Hund im Vergleich zum Wolf in der Lage mehr Glukose im Darm zu verarbeiten und aufzunehmen. Prägnanter ausgeprägt ist zudem die Enzymaktivität für Stärke. Dies bedeutet, dass ein Hund mehr Stärke für seine Energieversorgung nutzen kann, als der Wolf. Dies wird auch durch die vermehrte Ausschüttung dieses Enzyms unterstützt. Auf diese Weise hat der Hundeorganismus es sich selber ermöglicht auf die Ernährung des Menschen zurückzugreifen und beispielsweise Getreide teilweise für sich nutzen zu können. Diese Flexibilität macht es möglich den Hundespeiseplan vielfältiger und abwechslungsreicher zu gestalten. Vor allem für zu Untergewicht neigende sowie sehr aktive Hunde kann ein gewisser Anteil Getreide ein guter Energielieferant sein, der auch oft geschmacklich hoch im Kurs steht.
Wichtig ist es für die bessere Verwertung, dass das gewählte Getreide aufgeschlüsselt serviert wird. Dies bedeutet, das Getreide, wie Reis, Dinkel, Quinoa und Co. gegart werden muss, bevor es dem Hund angeboten wird. Rohes Getreide kann der Hund nämlich nicht verwerten. In freier Wildbahn geschieht die Aufschlüsselung von pflanzlichen Bestandteilen im Magen-Darm Trakt der Beutetiere. Hier werden die Kohlenhydrate also indirekt mitgefressen. Für eine BARF Mahlzeit muss der Getreideanteil gekocht oder schonend gedämpft werden. Auf diese Weise wird es dem Hundestoffwechsel zur Verdauung und Verwertung zugänglich.
Insgesamt konnte das schwedische Forscherteam um Erik Axelsson 36 Genregionen ausmachen, die sich im direkten Vergleich Hund-Wolf deutlich voneinander unterscheiden. Davon betrafen drei Regionen die veränderte Möglichkeit zur Stärke Verwertung und 19 die Gehirnregion. Dies erklärt, warum Hunde nicht nur einen anderen Speiseplan, sondern auch ein anderes Verhalten an den Tag legen. Ein Hund hat sich vom wilden Rudel Tier zum besten Freund des Menschen entwickelt. Und diese Entwicklung sollte auch in der Ernährung nicht außeracht gelassen werden.