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Der Continental Bulldog

Eine Hunderasse macht sich auf den Weg, und zwar wörtlich: Der "Conti" entwickelt sich offiziell seit knapp 20 Jahren zur sportlichen Alternative der teilweise übertypisierten Verwandtschaft. Ihren charmanten Dickkopf haben alle Bulldoggen weiterhin gemeinsam.

So stark English Bulldogs auf den ersten Blick auch wirken, der Gesundheitszustand von immer schwerer, kurzbeiniger und plattnasiger werdenden Hunden bereitete der Schweizerin Imelda Angehrn schon vor Jahren Sorge. Ihre Bedenken veröffentlichte sie bereits Anfang der Neunziger in dem Buch „English Bulldog“ (Kynos).

Die Betreiberin des renommierten „Pickwick“-Kennels sah Handlungsbedarf, und beschloss den Zuchtversuch eines mittelgroßen Bulldog, der alle vom Tierschutz geforderten Voraussetzungen erfüllen sollte. Dabei fand die „Grand Old Lady of the Bulldogs” heraus, dass dies nur durch das Einkreuzen einer anderen Rasse möglich war. Ihre Wahl fiel auf die Olde English Bulldog (OEB), eine nicht FCI-anerkannte, amerikanische Rasse mit leichterem Körperbau und längerer Nase. Nachdem Imelda Angehrn geeignete Zuchthunde gefunden hatte, erhielt sie von der Schweizerischen Kynologischen Gesellschaft (SKG) 2001 die Bewilligung, versuchsweise Kreuzungswürfe (EB x OEB) zu starten. Aus der English Bulldog Hündin Pickwick Lady Pinkarella und dem Olde English Bulldog Rüden Birchwood´s Spike entstand der erste Outcross-Wurf, dessen Hunde unter der Bezeichnung Pickwick Bulldogs Old Type (PBOT) geführt wurden.

Schon bald war eine deutliche Verbesserung der Gesundheit und Lebensqualität bei den Vierbeinern zu erkennen. So hatten die Hunde u. a. eine längere Nase, wodurch eine freie Atmung möglich war. Im Gegensatz zur English Bulldog kam es bei den weiteren Kreuzungen auch wieder zu Normalgeburten, diese waren vorher aufgrund der massiven Schädelform kaum mehr möglich gewesen. Es zeigte sich jedoch, dass eine Rückkreuzung in den English Bulldog aufgrund der Ablehnung durch den standardgebenden Zuchtverband in England nicht möglich war. Da das Zuchtprogramm an sich ein Erfolg war, lief Imelda Angehrns Engagement auf die Schaffung einer neuen Rasse hinaus. Zwecks klarer Abgrenzung zum English Bulldog wurde hierfür 2004 der Name Continental Bulldog gewählt, und der Continental Bulldog Club Schweiz (CBCS) gegründet.

Die züchterischen Maßnahmen wurden in Absprache mit der Fédération Cynologique Internationale getroffen, auch wenn die Rasse bisher noch nicht durch die FCI anerkannt ist. Von der Schweizerischen Kynologischen Gesellschaft sind Continental Bulldogs auf nationaler Ebene anerkannt. 2014 beschloss der französische Dachverband für Hundezucht, die Société Centrale Canine (SCC), dass die Hunde auch in das französische Zuchtbuch aufgenommen und nationale Ahnentafeln ausgestellt werden dürfen. Seit 2015 wird die Rasse auch vom VDH in Deutschland auf nationaler Ebene anerkannt.

Beim heutigen Continental Bulldog handelt es sich um einen reinen Familien- und Begleithund, der das freundliche und ruhige Wesen seiner Stammväter weiterhin in sich trägt. Der Körperbau hat sich in eine gesündere Richtung entwickelt: Der „Conti“ ist ein athletisch gebauter, molossoider aber beweglicher Hund. Der Kopf ist nicht so massig, wie bei der Englischen Bulldogge, mit weniger Falten und einem geringeren Vorbiss.

Der kräftige, kurze Hals geht in einen relativ geraden Rücken über, der in einer mittellangen Rute endet. Die Läufe sind gerade und stehen enger zusammen, als bei der Englischen Bulldogge. Hinsichtlich der Hüft- und Ellbogendysplasie haben sich die Werte beim Continental Bulldog bereits deutlich verbessert. Die hohen Standards in der Zucht sorgen für eine Reduzierung bulldogtypischer Krankheiten. Dennoch ist der „Conti“ generell nicht für den Leistungssport geeignet, sondern zeigt seine Vorzüge eher auf sozialer Ebene. „Der Continental Bulldog ist ein sportlicher kleiner Molosser mit charmantem Bulldog-Charakter, ruhig im Haus, problemlos bei Spaziergängen, ohne lange Gewaltmärsche zu fordern.

Er zeigt sich zurückhaltend und freundlich, auch gegenüber Unbekanntem. Bisweilen wirkt er etwas starrsinnig, nach außen manchmal sogar griesgrämig, doch ist der „Conti“ im Grunde ein liebenswürdiger und lustiger Geselle“, heißt es in der offiziellen Rassebeschreibung.

Diese Hunde benötigen eine liebevolle und konsequente Erziehung, sowie ein Extra-Quäntchen Geduld. Häufig bevorzugen Bulldoggen den Kontakt zu Menschen gegenüber ihrer eigenen Gattung. Durch ihre sympathische Art und ansprechende Erscheinung sind Continental Bulldogs klar auf dem Vormarsch!

Rassemerkmale

VDH-Standard Nr.: 993, Ursprungsland Schweiz, Verwendung Begleit- und Familienhund, Gruppe 2 Pinscher und Schnauzer, Molossoide, Schweizer Sennenhunde, Sektion 2 Molossoide, doggenartige Hunde
Ohne Arbeitsprüfung
Widerristhöhe: Rüden 42-46 cm, Hündinnen 40-44 cm
Gewicht: ca. 20-30 kg


 

INTERVIEW – Steffen Kröber

Die perfekte Kombination

Familie Kröber lebt mit ihren „Contis“ in Hessen, und züchtet erfolgreich unter dem aktuellen
Kennelnamen „Running Bulldogs“. Besonders sein Wissen aus dem beruflichen Alltag als
Hundepsychologe kommt Steffen Kröber bei der Aufzucht zugute, und berücksichtigt u. a. dass
Continental Bulldogs zwar Familienhunde sind, aber auch individuelle Ansprüche haben.

Was schätzt ihr an Continental Bulldogs?
„Contis“ sind körperlich kräftig, aber dennoch sportlich. Auch charakterlich machen diese Rasse ihre Gegensätze aus. Bulldoggen können sowohl freundlich, als auch stur sein. Mit diesen Hunden kann man ein breites Spektrum gemeinsamer Aktivitäten genießen. In unserem Haushalt leben momentan drei Hunde: Archie ist sechs Jahre alt, kommt aus Deutschland, und ist ziemlich stur sowie wählerisch bei seinen Hunde-Kumpels. Brown Sugar ist vier Jahre alt, kommt aus der Schweiz, und ist eine sehr freundliche Hündin, die gern bei unserem Sohn John Cedric verweilt. Sie ist die Mutter unseres A-Wurfs. Queeny ist 18 Monate jung, freundlich und noch sehr verspielt. Sie befindet sich aktuell im Zuchtzulassungsprozess. Eine weitere Hündin – Allie – lebt bei Doreens Eltern und ist die Mutter unseres B-Wurfs. Sie ist vier Jahre alt und sehr agil, freundlich und schmusebedürftig.

Was ist euch bei der Zucht besonders wichtig?
Dass diese Rasse noch nicht so alt ist, ist u. a. ein Grund dafür, dass wir uns in die Zucht einbringen. Seit Anfang 2016 sind wir im Zuchtverband CBCD aktiv, der sich als Schwesterverband des Schweizer Ursprungsverbandes CBCS um diese tolle Rasse kümmert. Die züchterische Betreuung wurde in die Hände des VDH gegeben, was auch unseren Verbandswechsel erklärt. Leider werden wir den aktuellen Kennelnamen „Running Bulldogs“ nicht weiterführen können, daher sind wir gerade dabei einen neuen Namen zu finden. Bei der Zucht ist es uns wichtig, aktuelle kynologische Erkenntnisse zu berücksichtigen, die vor allem der Gesundheit der Rasse dienen. Dies betrifft sowohl genetische Faktoren, als auch Kenntnisse über Prägung und Sozialisierung. Dazu gehört bei uns z. B. die Integration der Zuchthunde und Welpen in den familiären Alltag. Ein liebevoller und positiv motivierender Umgang ist Grundvoraussetzung für eine gute Entwicklung – egal, ob bei Hund oder Mensch. Im Herbst wollen wir vermutlich den nächsten Wurf angehen.

Für welche Menschen sind „Contis“ geeignet?
Wichtig ist, dass man generell bereit ist, sich um die wahren Bedürfnisse eines Hundes zu kümmern. Dazu gehören z. B. Sozialkontakt zu Mensch und Hund, ausreichend Bewegung, positive Bestärkung und viel Ruhe. Hinsichtlich der Auslastung orientieren wir uns daran, wie Wölfe ihren Tagesablauf gestalten: Zwei bis drei Stunden spazieren mit viel schnüffeln, markieren und vereinzelten Suchspielen, danach gibt’s was zu kauen und dann geht’s zur umfangreichsten Aktivität des Tages über: dem Schlafen. Gelegentlich nimmt Steffen einen Hund mit auf seine 5-km-Jogging-Runde, und auch für Agility und Co. sind „Contis“ im ausgewogenen Rahmen zu haben. Wenn man möchte, dass einem der „Conti“ viel Spaß bereitet, darf man dem Hund im Gegenzug auch viel Freunde zugestehen.

Wie kommt Ihr Wissen als Hundepsychologe bei der Zucht zugute?
Zum einen wenden wir das Wissen bei der Aufzucht der Welpen an, sodass wir den Hunden einen optimalen Start ins Leben ermöglichen. Andererseits nützen die praktischen Erfahrungen aus der Zucht auch bei der täglichen Arbeit, u. a. im Hundehalter-Coaching. Ein häufiges Phänomen ist z. B., dass gerade Welpen bzw. sehr junge Hunde stark überreizt werden, d. h. man mutet ihnen zu viele Eindrücke zu und geht nicht kleinschrittig genug vor. Die Herausforderung dabei ist, dem jeweiligen Mensch bzw. Halter zu vermitteln, dass er gern einen Gang runterschalten darf.

Gibt es besondere gesundheitliche Aspekte bei der Rasse?
Gelegentlich trifft man einen „Conti“ mit ausgeprägtem Schnarchen an, was Rückschlüsse auf die Atmungsorgane zulässt. Gleichwohl wurden auch – wie bei vielen anderen Rassen – genetisch nicht so schöne Faktoren festgestellt, wie z. B. Stoffwechselerkrankungen. Die Continental-Bulldog-Zucht ist noch nicht einmal 20 Jahre alt, und dürfte sich diesbezüglich weiter positiv entwickeln. Ein wichtiger Aspekt, den man als Halter gut beeinflussen kann, ist die Bewegungsfähigkeit des Hundes. Man darf berücksichtigen, dass es sich um einen zwar kleinen, aber dennoch starken Vierbeiner handelt, den man auch mal zu niedrig intensiven sportlichen Aktivitäten motivieren kann – man sollte es nur nicht übertreiben.

Was gilt es bei der Ernährung von „Contis“ zu beachten?
Unsere Hunde bekommen täglich eine BARFMahlzeit, und eine mit Fertigfutter. Als BARFer darf man auf die genaue Zusammensetzung achten, d. h. man beschäftigt sich mit dem Thema über Fachliteratur, oder greift auf fertig abgestimmte Produkte zurück, die man z. B. von TACKENBERG erhalten kann. Wir haben damit bisher gute Erfahrungen gemacht, sowohl bei unseren Zuchthunden, als auch bei den Welpen.

WEITERE INFOS
www.running-bulldogs.de

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