Der temperamentvolle Wildfang verlangt nach einer guten Erziehung und Führung. So wird der eifrige Hüte- und Treibhund zum treuen und anhänglichen Familienmitglied

Der Australian Cattle Dog

Der temperamentvolle Wildfang verlangt nach einer guten Erziehung und Führung. So wird der eifrige Hüte- und Treibhund zum treuen und anhänglichen Familienmitglied, der für sämtliche Hundesportarten und Aktivitäten aufgeschlossen ist.

Der Heeler oder Blue Heeler, wie der Cattle Dog auch in seiner Heimat Australien genannt wird, wurde speziell zum Treiben von Rindern im Großen Scheidegebirge nördlich von Sydney gezüchtet. Seit 1813 wurde ein im Gebirge liegender Pass als Weideland für Schafe und Rinder genutzt. Aus diesen Anforderungen gingen zwei unterschiedliche Rassen hervor: Der Kelpie wurde vor allem zum Hüten und Treiben von Schafen gezüchtet, während der Cattle Dog mit den idealen Voraussetzungen als Hüte- und Treibhund von Rinderherden ausgestattet wurde. Daher stammt auch sein Name „Cattle“, der übersetzt „das Vieh“ bedeutet. Anders als bei Schafen, muss der Hütehund die Rinder von hinten, manchmal mit einem leichten Biss in die Hinterbeine, voran treiben. Genau so machen es auch die Schweizer Sennenhunde bei ihrer lautlosen Arbeit auf der Alm. In der Schweiz nennt man dieses Vorgehen „stechen“ in England und Australien „heel“, daher nennen die Australier die Cattle Dogs auch Heeler.

Robuster Arbeitshund

Aufgrund seiner Herkunft ist der CattleDog extremen Herausforderungen gewachsen: Bei der Arbeit im australischen Gebirge mussten die arbeitswilligen Vierbeiner riesige Entfernungen zurücklegen und das bei flirrender Hitze am Tag und eisiger Kälte in der Nacht auf steinigem Untergrund. Um die Treibhunde durch die Zucht weiter zu verbessern, kreuzten die Australier immer wieder Kelpies, Blue-Merle-Collies und auch Dingos (australische Wildhunde) ein. Schließlich wurden auch Dalmatiner einbezogen, um die Freundlichkeit der Cattle Dogs gegenüber Pferden und Menschen zu verbessern. Der Cattle Dog gilt laut Rassestandard als stets aufmerksam, äußerst intelligent, wachsam, mutig und vertrauenswürdig. Seine bedingungslose Hingabe an die Pflicht prägt ihn als idealen Arbeitshund. So wurde er bald weltweit als ausgezeichneter Arbeitshund exportiert. Als Rasse- und Begleithund wurde er erst viel später entdeckt. 1963 wurde der offizielle Rassestandard vom Australian National Kenner Club aufgestellt. Dann dauerte es noch einige Zeit bis 2001 schließlich der Australian Cattle Dog Club Deutschland im VDH gegründet wurde. So war der Cattle Dog lange lediglich ein Geheimtipp unter Insidern, konnte sich mit der Zeit aber auch in Deutschland eine stabile Fangemeinde aufbauen, die stetig wächst.

Exotisches Kraftpaket

Wer einen energiegeladenen, körperlich und mental starken Begleiter sucht, ist beim Australian Cattle Dog genau richtig. Der australische Hüte- und Treibhund macht seinem kompakten und kräftigen Erscheinungsbild auch charakterlich alle Ehre. Auf den ersten Blick ähneln die Konturen des mittelgroßen Hundes einem kurzhaarigen Schäferhund, jedoch fällt seine Fellfarbe komplett aus dem Rahmen. Blau, blau gesprenkelt (blue speckled), blau getüpfelt (blue mottled) sowie rot gesprenkelt (red speckled) sind die für den Cattle Dog typischen und in der Hundewelt einmaligen Fellfärbungen. Sie sind Folge eines Gendefektes, der im Zuge der Züchtung vom Blue-Merle-Collie in die Population eingebracht wurde. Dieser Defekt ist häufig mit einer sensorineuralen Taubheit verbunden, bei der die feinen Härchen im Innenohr der Hunde verkümmert sind. Die besondere Fellfärbung entwickelt sich erst nach einiger Zeit – bei ihrer Geburt sind die Welpen weiß und dunkeln erst später nach. Die verspätete und unvollständige Pigmentierung führt dabei zu dem Defekt im Haaraufbau und damit zur Verkümmerung der Härchen im Innenohr.

Furchtloses Temperament

Der kompakte und kräftige Wildfang ist robust und ausdauernd, wie es sich für einen arbeitseifrigen Hüte- und Treibhund gehört. Das Zusammentreiben australischer Rinderherden ist ein ausgesprochen harter Job. Speziell zu diesem Arbeitseinsatz gezüchtet, ist der Australian Cattle Dog ein derber Bursche, den nichts so schnell aus der Bahn wirft. Oft ist er ungestüm und sein Temperament kaum zu bändige. Das ist vielleicht nicht für jeden Hundehalter etwas, macht aber den besonderen Charme dieser Rasse aus. Als aufmerksamer, furchtloser und wachsamer Hütehund ist er ein mutiger Beschützer – kein Kläffer. Sein Charakter kann individuell ganz unterschiedlich ausfallen. Meist tritt er Fremden zunächst prüfend und distanziert entgegen, jedoch nie unfreundlich oder grundlos aggressiv. Der Cattle Dog ist aufgrund seines temperamentvollen Wesens eher kein Anfängerhund. Mit einer hundeerfahrenen starken Hand, Erziehung und Führung wird er aber schnell zum treuen Familienmitglied, das seine Menschen gerne begleitet und sich für fast jede Art von Aktivität begeistern kann.

Flexibler Sportler

Seine Ausdauer und Motivation als typischer Arbeitshund machen ihn zum idealen Begleiter beim Hundesport. Hier kannst du ausprobieren, was dir gefällt, ob Agility, Obedience, Flyball, Dog Dancing oder Dog Frisbee, der Cattle Dog ist für jeden Spaß und jede Art von Bewegung zu haben und scheut keine anstrengenden Einheiten. Als besonders Intelligente Rasse sind Cattle Dogs auch für die Ausbildung zum Therapie- oder Rettungshund geeignet.

Pflegeleichter Naturbursche

Die Fellpflege der Cattle Dog ist ausgesprochen unkompliziert. Ein- bis zweimal pro Woche solltest du sein glattes doppeltes Fell mit dichter Unterwolle bürsten, um lose Haare zu entfernen. In der Zeit des Fellwechsels kann häufigeres Bürsten erforderlich sein, denn der Cattle Dog neigt dazu stark zu haaren. So ist er für in dieser Beziehung besonders empfindliche Hundehalter wohl nicht geeignet. Baden sollte man den Cattle Dog nur bei wirklich starken Verschmutzungen des Fells und auch nur mit einem sehr milden Shampoo. Meist genügt es aber, den Dreck einfach nur auszubürsten. Sind die Krallen zu lang, sollten diese geschnitten werden. Das kann bei zu geringer Abnutzung der Fall sein. Das Schneiden kannst du als Hundehalter selbst erledigen.

Aktiver Charakterhund

Wie du bestimmt schon bemerkt hast ist der Cattle Dog kein Kuschelhund und kein Faulenzer. Wird er fachkundig erzogen, kann er sein Temperament durchaus zügeln und sich gut benehmen, gerade wenn er dafür in ein buntes Familienleben einbezogen wird. Ideal zur Haltung sind ein Haus mit Garten auf dem Land oder ein Bauernhof – Etagenwohnungen in der Stadt sind dagegen eher nicht geeignet, da es hier schwer wird dem ausgeprägten Bewegungsdrang und aufgeweckten Gemüt des Cattle Dogs nachzukommen. Ideal ist für den Cattle Dog ein Herrchen oder Frauchen mit Erfahrung und Hundeverstand. Mit klaren Ansagen und Konsequenzen im Rahmen eines freundlichen und respektvollen Miteinanders kommt er am besten zurecht. Dann ist er stark auf seine Führungsperson bezogen. Bedingungslose Unterwürfigkeit darf man von ihm aber nicht erwarten. Der Charakterkopf neigt dazu seinen Willen durchsetzen zu wollen und hat dabei durchaus seine Ecken und Kanten. Vertrauen, Respekt und eine stabile emotionale Bindung sind die Grundlage für ein abenteuerreiches Leben mit dem eifrigen, robusten und zugleich feinfühligen Gefährten.

Rassemerkmale

  • FCI-Klassifikation: 287
  • Ursprungsland: Australien
  • Verwendung: Hüte- und Treibhund
  • Gruppe 1: Hüte- und Treibhunde (ausgenommen Schweizer Sennenhunde).
  • Sektion 2: Treibhunde (ausgenommen Schweizer Sennenhunde). Ohne Arbeitsprüfung.
  • Widerristhöhe Rüden: 46-51 cm, Hündinnen: 43-48 cm

 

 


INTERVIEW– Doris Grawe

Vom Schäferhund zum Australian Cattle Dog

Obwohl ihre Eltern nicht besonders gut auf Tiere zu sprechen waren, wurde Doris Grawe die Tierliebe in die Wiege gelegt. Schon als Kind hat sie Hunde geliebt und 1998 verwirklicht sie ihren Traum: Eine eigene Schäferhunde-Zucht unter dem Zwingernamen „vom Neuenkirchener Deich“. Auf der Suche nach einer neuen Herausforderung hat sie 2018 mit Australian Cattle Dog Pearly ein neues Kapitel in Ihrer Züchterlaufbahn aufgeschlagen. Wie es dazu kam, verrät sie uns im Interview.

Wie haben Sie den Australian Cattle Dog für sich entdeckt und was begeistert Sie speziell an dieser Hunderasse?

Ich habe seit 40 Jahren Hunde und 37 Jahre davon immer nur Schäferhunde. Dann hatte ich Lust auf etwas anderes, der Hund sollte eine wenig kleiner sein, trotzdem agil und hundesporttauglich. Ich wollte keine Langhaar und auch kein Haarkleid, welches einen Hundefrisör erfordert. Dann gab es bei Facebook eine Gruppe für Australian Cattle Dog Interessierte. Da war ich schon lange vor der Anschaffung eigener Cattle Dogs Mitglied und habe auch mit einigen Teilnehmern aus der Gruppe persönlich telefoniert. So konnte ich mir einen guten Eindruck verschaffen und mich umfassend über die Rasse informieren. Meine alte Bekannte aus Schäferhund-Zeiten war auch angesteckt und teilte mir mit, dass sie jetzt einen Cattle Dog habe. Lange Rede kurzer Sinn: Ich habe mir dann die Schwester dazu geholt. 2018 ist Cattle-Hündin Pearly bei uns eingezogen.

Welche Charaktereigenschaften schätzen Sie an Ihren Cattle Dogs am meisten?

Ich schätze diese Selbstständigkeit gepaart mit Führigkeit und die Ideen des Cattles sehr. Meine Cattle Dog Hündin Pearly ist sehr agil und klettert überall hinauf. Bei der Gartenarbeit setzt sie sich in die Schubkarre und fährt dann einfach mit. Jeden Baum, der quer im Wald liegt, nutzt sie zum Balancieren und voller Eifer erobert sie jeden Holzstapel. Mit Pearly wird jeder Spaziergang zum Abenteuer.

Wie funktioniert das Zusammenleben mit Ihrer Schäferhündin?

Meine beiden Lieblinge kommen gut mit einander zurecht. Es sind beides Hündinnen und die Ältere (Schäferhündin) hat das Sagen. Das akzeptiert Pearly sehr gut und stellt die Autorität ihrer „Kollegin“ auch nie in Frage. Das gemeinsame Spielen genießen die beiden Mädels besonders.

Worauf achten Sie insbesondere bei Ihrer Zucht?

Für mich ist eine liebevolle Hausaufzucht (nach 4 Wochen auch mal im Zwinger) wichtig. Die Wurfkiste steht erst ruhig im Wohnzimmer. Wenn die Welpen agiler werden, ziehen sie in die Küche um, damit Geräusche und ähnliches für sie normal werden. Später geht es in den Zwinger,  der aus einem Innen- und Außenbereich besteht. Der Außenbereich ist jederzeit zugänglich. Ich rufe die Welpen von drinnen nach draußen zum Futter und erreiche damit sehr schnell eine gewissen Sauberkeit. Unser naturnaher Garten lädt die Kleinen zum Spielen und zu ausgiebigen Erkundungstouren ein. Natürlich sind die Welpen unter Aufsicht auch weiterhin im Haus. Ich finde es wichtig, dass sie von Anfang an an viele neue Eindrücke gewöhnt werden: Es kommen fremde Menschen zu Besuch, wir unternehmen kleine Ausflüge, ich zeige ihnen verschiedene Untergründe, gewöhne sie an das Halsband und auch gelegentliche Autofahrten stehen auf dem Programm.

Verraten Sie uns und unseren Lesern, zu welchen Menschen der Australian Cattle Dog besonders gut passt?

Der Cattle Dog passt zu aktiven Menschen, die ihren Hund auch kopfmäßig auslasten möchten, dafür gibt es viele Möglichkeiten. Sowohl als Rettungshunde als auch für Hundesportarten wie Obedience und Agility sind für Australian Cattle Dogs super geeignet.

Wie gestaltet sich der Alltag mit dieser Hunderasse?

Im ersten Jahr ist es wichtig nicht zu viel mit dem Hund zu machen, zum einen wegen des rasanten Wachstums und zum anderen weil gerade diese Hunderasse Ruhe lernen muß, damit die Hunde nicht überdrehen. Ansonsten ist der Cattle ein toller Begleithund, egal wohin, und zu allen Schandtaten bereit. Manche Cattle Dogs fremdeln mit ihnen unbekannten Menschen oder Hunden, aber ich denke das ist überwiegend Trainingssache.

Abschließend interessiert uns natürlich auch die Ernährung Ihrer Schützlinge. Wie ernähren Sie Ihre Australian Cattle Dogs und warum?

Ich ernähre meine Hunde überwiegend mit Trockenfutter, dabei achte ich auf gute Inhaltsstoffe. Ca. 2 x die Woche gibt es auch mal Pansen (im Stück) oder Stichfleisch und auch mal eine gute Dose. Unsere Hunde bekommen aber auch Reste vom Tisch in kleinen Mengen. Auch die Welpen schon, meiner Meinung nach ist es gut für den gesunden Hundemagen sich an unterschiedliche Dinge zu gewöhnen. Ich hatte nie Hunde mit Allergien oder Beschwerden im Magen-Darmtrakt.

 

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